Europäische Chemikalienagentur (ECHA) zeigt Gesprächsbereitschaft
Das von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg initiierte Automotive-Netzwerk AuToS wertet die neuesten Signale aus Brüssel verhalten positiv: Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat gemeinsam mit Behörden aus fünf Ländern Fortschritte bei der geplanten Beschränkung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), auch Ewigkeitschemikalien genannt, präsentiert und Kompromissbereitschaft zum geplanten Komplettverbot angedeutet. Doch trotz der positiven Entwicklung bleibt aus Sicht des Netzwerks dringender Handlungsbedarf.
Unternehmerschaft braucht Planungssicherheit
„Die Nachrichten aus Brüssel sind ein Schritt in die richtige Richtung. Es zeigt, dass die vielen Stellungnahmen aus der Wirtschaft für ein Umdenken in der EU gesorgt haben. Allerdings bleibt die Formulierung zu vage. Wir erwarten, dass die EU sich um eine für die Wirtschaft umsetzbare Verordnung kümmert“, kommentiert Holger Knobloch, Leiter Technik und Vertrieb bei Oskar Ketterer Druckgießerei GmbH aus Furtwangen, beim Treffen des Netzwerkes im Haus der Wirtschaft in Villingen-Schwenningen. Schon heute schaffe allein die Diskussion um ein pauschales PFAS-Komplettverbot einen massiven administrativen Aufwand und Verunsicherung bei den Unternehmen sowie ihren Kunden und Lieferanten. Die Sorgen über ein weitreichendes Verbot teilen auch viele andere Unternehmen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, die ohnehin durch die wirtschaftlichen Herausforderungen der Automobilbranche stark belastet sind.
Der Fortschrittsbericht der ECHA hebt hervor, dass mittlerweile auch alternative Beschränkungsansätze geprüft werden. Insbesondere für Anwendungen mit unverhältnismäßigen sozioökonomischen Auswirkungen, wie etwa in der Batterieproduktion oder bei medizinischen Anwendungen, sollen differenzierte Lösungen gefunden werden. Das Netzwerk AuToS sieht hierin eine wichtige Grundlage für die weitere Diskussion, bleibt jedoch kritisch: Die bisherigen Vorschläge seien oft nicht konkret genug, um den Unternehmen eine klare Planungssicherheit zu bieten.
PFAS bleibt Thema bei AUToS
Bereits in der Vergangenheit hatte sich das Automotive-Netzwerk der IHK für praxisgerechte Anpassungen der Beschränkungspläne eingesetzt. Neben Gesprächen mit der in Deutschland zuständigen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) haben IHK-Mitgliedsunternehmen im Jahr 2023 eine gemeinsame Position erarbeitet, um auf die praktischen Auswirkungen eines pauschalen PFAS-Verbots aufmerksam zu machen. „Es bleibt unser Ziel, eine nachhaltige und zugleich wirtschaftlich tragbare Lösung für alle Beteiligten zu erreichen“, betont Thomas Wolf, Geschäftsbereichsleiter für Technologie und Innovation bei der IHK.
Die nächste Gelegenheit, Lösungen bei der PFAS-Regulierung zu diskutieren, bietet sich bereits Anfang nächsten Jahres: Am 4. April geht das AuToS-Netzwerk ins Gespräch mit der EU-Abgeordneten Vivien Costanzo (SPD). Dabei soll es unter anderem um die aktuellen Fortschritte und die weiteren Schritte im PFAS-Beschränkungsverfahren gehen. Das Treffen soll den Unternehmen eine Plattform bieten, um ihre Perspektiven direkt an die Politik heranzutragen. AuToS-Projektleiter Martin Schmidt von der IHK erklärt, dass das Netzwerk weiterhin die Entwicklungen kritisch begleiten und sich für die Interessen der regionalen Automobilwirtschaft starkmachen werde. Er appelliert an alle beteiligten Akteure, den Dialog fortzusetzen und praktikable Regelungen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.