Die Automobilindustrie steht unter Druck. Absatzrückgänge, volatile Märkte und der technologische Umbruch fordern Zulieferer in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg nach wie vor heraus. Viele Unternehmen stellen sich strategisch neu auf, während parallel Transformationsprozesse, Qualifizierungsbedarfe und neue Marktanforderungen bewältigt werden müssen. Vor diesem Hintergrund beobachten Branchenvertreter den Koalitionsvertrag und die Regierungsbildung mit besonderem Interesse.
Für das Automotive-Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg, das als Ansprechpartner und Dienstleister für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen dient, enthält das Papier gute Nachrichten. Das klare Bekenntnis zum Erhalt der regionalen Transformationsnetzwerke über das Jahr 2025 hinaus wird als positives Signal gewertet. Auch wenn Details zur künftigen Förderung bislang noch offen seien, sieht Peter Schaumann, der bei der Marquardt Gruppe aus Rietheim-Weilheim die Themen der Transformation verantwortet und Sprecher des AuToS-Projekts ist, darin eine wichtige Weichenstellung: „Die Aussagen im Koalitionsvertrag geben uns Rückenwind. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten Klarheit über die konkrete Ausgestaltung geschaffen wird – und dass unser Dienstleistungsportfolio im Kern auch über die aktuelle Förderperiode hinaus erhalten bleibt und ausgebaut werden kann.“
Auch bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die das Projekt initiiert hat, stoßen die geplanten Maßnahmen für die Automobilbranche im Koalitionsvertrag auf Zustimmung. IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez begrüßt, dass die Automobilindustrie ausdrücklich als Schlüsselbranche benannt wird, die auch im Schwarzwald-Baar-Kreis maßgeblicher Träger von Wohlstand und Beschäftigung ist. „Das klare Bekenntnis zur Technologieoffenheit ist aus unserer Sicht ein wichtiges Signal – gerade mit Blick auf die Herausforderungen mittelständischer Betriebe. Wir haben das wiederholt eingefordert. Entscheidend ist nun, dass den Ankündigungen auch Taten folgen“, so Albiez. Gerade in den Bereichen der Entbürokratisierung und der Stärkung der Standortbedingungen habe Deutschland einen hohen Nachholbedarf.
Ein weiteres Thema, das zunehmend auch in der Region an Bedeutung gewinnt, ist die aktuelle Sicherheitspolitik und der damit verbundene Umbau der Industrie. Durch die schwächelnde Konjunktur im automobilen Kerngeschäft beschäftigen sich immer mehr Zulieferbetriebe mit Diversifizierungsstrategien – auch in Richtung Verteidigungsindustrie. Martin Schmidt, der bei der IHK das Automotive-Netzwerk verantwortet, bestätigt diesen Trend: „Das Interesse an alternativen Märkten ist bereits in der Vergangenheit spürbar gewachsen. Viele Unternehmen sehen angesichts der weltpolitischen Lage derzeit in der Rüstung eine realistische Option. Auf der diesjährigen Messe in Villingen-Schwenningen haben wir dazu zahlreiche Rückmeldungen erhalten.“ Umso wichtiger sei es, dass die künftige Bundesregierung die Pläne aus dem Koalitionsvertrag nun auch umsetzt und dabei auch den Mittelstand berücksichtigt.