Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr: VDA-Präsidentin fordert entschlossenes Handeln der Politik beim IHK-Arbeitskreis

Die Automobilbranche steht an einem Wendepunkt

– und das spüren auch die Zulieferer in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Hohe Produktionskosten, internationale Konkurrenz und ein sich rasant wandelnder Markt setzen die Unternehmen unter Druck. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, fand vergangene Woche in den Räumen des Oberndorfer Unternehmens BWS Anlagenbau & Service GmbH der erste Arbeitskreis Automotive der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg im Jahr 2025 statt.

Ingo Schulte, Geschäftsführer von BWS, machte seinen Gästen gleich zu Beginn klar, dass man die Lage der Zulieferer nicht nur als Problem der Branche verstehen dürfe. Auch sein Unternehmen, das sich auf sich Ver- und Aufarbeitung von Wasserressourcen spezialisiert hat, sei eng mit der Automobilwirtschaft verbunden. Viele seiner Anlagen würden in den Werken der Automobilindustrie stehen. „Von der Wertschöpfung der Automobilindustrie profitiert der gesamte Industriestandort Deutschland“, erklärte Schulte.

„Wir können in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos
produzieren. Das hat für die gesamte Wirtschaft Konsequenzen.“


Hildegard Müller, Präsidentin der Verband der Automobilwirtschaft (VDA), die extra für den Termin nach Oberndorf gekommen war, griff diese Einschätzung auf und eröffnete die Gesprächsrunde mit einer provokanten, aber realistischen Einschätzung: „Wir können in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos produzieren. Das hat für die gesamte Wirtschaft Konsequenzen.“ Mit dieser Aussage brachte sie die zentrale Sorge der Branche auf den Punkt. Müller hob hervor, dass der zunehmende internationale Wettbewerbsdruck und hohe Produktionskosten viele Zulieferer an ihre Grenzen bringen. Sie betonte, dass Deutschland trotz seiner Innovationskraft bei der Elektromobilität sowie bei nachhaltigen Antriebstechnologien Gefahr laufe, den Anschluss an internationale Märkte zu verlieren. Darüber hinaus beleuchtete sie handelspolitische Herausforderungen wie den zunehmenden Konkurrenzdruck aus China, dessen Hersteller nicht nur den europäischen Markt verstärkt ins Visier nehmen, sondern auch durch Subventionen ihrer Regierung begünstigt werden.

Müller forderte außerdem stärkere politische Unterstützung für die Transformation der Automobilbranche. „Die Regierung muss endlich entschlossen handeln“, betonte sie. Besonders kleine und mittelständische Zulieferer bräuchten konkrete Förderprogramme und weniger bürokratische Hürden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig mahnte sie an, dass die Branche selbst aktiver werden müsse: „Nur durch Kooperationen und Innovationen können die Zulieferer ihre Position langfristig sichern
Impulse durch Fachvorträge zu Innovation und Qualitätssicherung

Impulse durch Fachvorträge zu Innovation und Qualitätssicherung
Neben der Diskussion mit Hildegard Müller ergänzten zwei Fachvorträge die Veranstaltung. Matthias Schneider von ZEISS Industrial Quality Solutions zeigte anhand moderner Messtechnologien, wie sich durch die Analyse von Produktionsdaten eine höhere Effizienz in der Fertigung und Qualitätssicherung erreichen lässt. Thilo Zimmermann vom InnovationsCampus Mobilität der Zukunft stellte die Ergebnisse der Spitzenforschung zu emissionsfreien Antrieben vor und unterstrich, dass Baden-Württemberg eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Mobilitätswende spiele.


Appell der Automobilbranche an die Politik.
Das Treffen endete mit einem klaren Appell des IHK-Arbeitskreissprecher Wolfgang Häußler an die Politik: „In Sachen Standortbedingungen sehen wir vor allem den Staat in der Verpflichtung. Unsere Mitgliedsunternehmen klagen über hohe Energie- und Arbeitskosten, überbordende Bürokratie und fehlende Handelsabkommen – hier müssen Berlin und Brüssel endlich entschlossen handeln“.


Der IHK-Arbeitskreis Automotive ist eine zentrale Plattform für Automobilzulieferer aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Hier treffen sich Unternehmen regelmäßig, um aktuelle Herausforderungen und Zukunftsstrategien zu diskutieren, Wissen auszutauschen und sich zu vernetzen


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Hildegard Müller beim IHK-Arbeitskreis Automotive. (Bildquelle: Ansgar Eichler)

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