Rüstungsindustrie rückt beim IHK Arbeitskreis in den Fokus: Automotive-Zulieferer suchen neue Perspektiven

Die Automobilzulieferer der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg geraten zunehmend unter Druck. Globale Entwicklungen machen das Marktumfeld spürbar anspruchsvoller, besonders für kleine und mittelständische Unternehmen. Viele von ihnen prüfen daher, wie sich ihre langjährige Erfahrung und technische Expertise auch außerhalb der Automobilbranche gewinnbringend einsetzen lässt.

Beim jüngsten Treffen des IHK-Arbeitskreises Automotive bei der Firma Solero Technologies in Villingen wurde deutlich, dass das Interesse an neuen Geschäftsfeldern wächst. Besonders die Verteidigungs- und Rüstungsindustrie rückt angesichts der Sicherheitsforderungen der Politik verstärkt in den Fokus.

Peter Scheben, Abteilungsleiter beim Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), machte deutlich, dass die Bundesregierung das Ziel ausgegeben habe, Deutschland bis 2029 kriegstüchtig zu machen. Dies sei nicht nur eine militärische, sondern vor allem auch eine industrielle Herausforderung. Die Bundeswehr benötige verlässliche Lieferketten, skalierbare Produktionskapazitäten und innovationsfähige Partner. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen, sofern sie bereit seien, sich auf die spezifischen Anforderungen der Branche einzulassen.
Auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg sieht in diesem Bereich Potenzial. „Viele unserer Unternehmen verfügen über technologische Kompetenzen, die sich auch im sicherheitsrelevanten Bereich einsetzen lassen“, sagt Martin Schmidt, Projektleiter des IHK-Netzwerks AuToS.

Der Gastgeber Solero Technologies zeigte sich hingegen optimistisch – trotz des schwierigen Marktumfelds. Das Unternehmen, ehemals Teil der Kendrion-Gruppe, hat sich unter US-amerikanischer Führung klar zum Automotive-Sektor bekannt und gleichzeitig seine internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt. Geschäftsführer Ralf Wieland und Werksleiter Alexander Merz betonten, dass der Standort Villingen-Schwenningen für den europäischen Markt eine Schlüsselrolle einnehme. Zwar erwarte man in Europa in den kommenden Jahren nur eine vergleichsweise flache Marktentwicklung, sehen aber dennoch die Chance, sich mit dem eigenen Know-how gegen die Konkurrenz behaupten zu können.

Unabhängig vom gewählten Weg bleibt die Digitalisierung ein zentrales Thema für die Automobilzulieferer. Das zeigte der Vortrag von Jannik Helsper (Siemens), der das EU-geförderte Projekt „Kicks for Edge“ vorstellte. Ziel ist es, Unternehmen beim Einstieg in das sogenannte Edge Computing zu unterstützen, also bei der dezentralen Datenverarbeitung direkt an der Maschine. Das Projekt richtet sich vor allem an kleine und mittelständische Betriebe und hilft dabei, die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben und auch ältere Maschinen zu vernetzen.

Für viele Unternehmen könnte dies ein erster Schritt sein, um datenbasierte Services zu entwickeln, Prozesse zu optimieren und sich technologisch breiter aufzustellen.

Die IHK rät den Unternehmen in der Region, ihre Marktposition kritisch zu hinterfragen und neue Geschäftsfelder aktiv zu prüfen. „Die Verteidigungsindustrie ist kein Ersatz für den Automotive-Sektor, aber sie kann ein ergänzendes Standbein sein in Zeiten struktureller Umbrüche“, so Schmidt. Voraussetzung dafür sei eine realistische Einschätzung der Anforderungen und eine strategische Vorbereitung.

Das IHK-Netzwerk AuToS bietet gezielte Unterstützung bei der Erschließung neuer Märkte. Dazu zählen Informationsveranstaltungen, Qualifizierungsangebote und die Vermittlung von Kontakten zu potenziellen Partnern.

Werksleiter Alexander Merz schilder die Ziele von Solero Technologies am Automotive-Markt. Foto: Ansgar Eichler

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